Schneegestöber.

Schwerflockig fällt der Schnee von Himmel herab. Der Aufprall abertausender Schneekristalle auf den Boden müsste eigentlich einen unheimlichen Lärm machen. Doch es herrscht friedliche Stille ringsum. Die dunklen Wolken machen den Nachmittag viel zu früh zum Abend. Die Apfelbäume stehen wie dicke, weißbeschürzte Frauen im Kreis und tratschen über die benachbarten Koniferen.

Ich stehe am Fenster und fange an zu träumen, von den Winterwanderungen als Kind, als die ganze Familie mitten im Wald die Fettbemmen auspackte. Die Kinder bekamen Muckefuck mit viel Milch und Zucker aus der Thermoskanne, die Erwachsenen tranken Bohnenkaffee. Schweigend kauten wir und lauschten. Wenn ein Eichhörnchen von Ast zu Ast sprang, lächelten wir uns an. Ein Fichtenkreuzschnabel stob mit seinem Schwanz den Schnee von den Tannenzweigen. Niemand drängelte: ‚Wir müssen weiter!‘ Ein perfekter Moment für die Ewigkeit.

Noch immer stehe ich gedankenverloren am Fenster und schaue dem Schneetreiben zu. Eigentlich wollte ich den Papierkram sortieren, der in den letzten Monaten angefallen war. Aber der Berg kann auch noch einen Tag länger warten. Ich mache mir es auf dem Sofa bequem, kuschele mich in die Decke ein und nehme mir ein Buch, welches ich schon vor Monaten lesen wollte.

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