R2-D2 mag kein Weihnachten
Es ist ein Nachmittag voller Adventsstimmung. Draußen bricht schon die Dunkelheit herein, da habe ich das letzte Mürbeteigplätzchen noch nicht zu Ende gekaut. Die drei Herrnhuter Sterne hängen weiß, weiß-rot und rot leuchtend im Fenster und versuchen, das schwindende Tageslicht mit heimeliger Atmosphäre zu kompensieren. Unterstützt werden die LED-Lämpchen durch echtes Kerzenlicht, welches auf einem liebevoll gestalteten Adventskranz züngelt. Tannenräucherduft zieht durch das Zimmer, während im Fernsehen ein überaus romantischer Weihnachtsfilm über den Bildschirm flimmert. Ich höre den Sprecher aus dem Off mit theatralischer Stimme säuseln: „Der Zauber von Weihnachten machte es ihnen unmöglich, sich nicht zu verlieben.“
Das ist dann doch etwas zu viel Weihnachten auf einmal. Sogar R2-D2, welcher auf meinen Weihnachtspullover eingestrickt ist, dreht wirr piepsend seinen Kopf. Ich springe auf, schnappe meine Jacke und laufe hinaus in die kalte Winterluft, die Straße entlang. Kling Klang. Ach, das war die Kirchturmuhr, die zweimal schlug. Halb fünf. Die Hände tief in die Taschen der Jacke vergraben, sehe ich in den Fenstern der Häuser Lichterketten, Schwibbbögen und viele andere Illuminationen, welche mir den Gehweg erhellen.
Inzwischen bin ich am Park angekommen. Die Lichter der Straßenlaternen leuchten mir noch eine Weile den Weg, dann wird es dunkler. Irgend etwas raschelt im Unterholz. Ich atme tief durch und gehe weiter. Plötzlich spüre ich etwas auf meiner Nasenspitze. Dann auf meinem Gesicht. Gleich Zweimal. Wie versteinert bleibe ich stehen, blicke nach oben und schließe die Augen. Im Nu ist mein Gesicht mit filigranen eiskalten Schneesternen bedeckt.
Pünktlich zum 1. Advent gibt es den ersten Schnee des Winters. Es ist ein ganz wundervolles Gefühl und sogleich durchströmt meinen Körper eine weihnachtliche Energie. Da ist es mir auch einerlei, wenn R2-D2 unter meiner Jacke gleich wieder anfängt, wie wild zu zwitschern.