Die wahre Ostergeschichte

Als Kind freute ich mich immer auf Ostern, zum einen, weil es neben der im Garten versteckten Schokolade auch immer eine Kleinigkeit zum Spielen zu finden gab und zum anderen begann endlich der Frühling. Obwohl, manchmal war er schon in all seiner Pracht da, aber es gab Jahre, da suchten mein Bruder und ich die Eier im Schnee. Zum Glück waren sie bunt und wir konnten die Kälte schnell verlassen und im warmen Haus die ersten Süßigkeiten naschen.

Dann war da noch die Sache mit dem Hasen, der angeblich die Eier versteckt. Schon als Kind habe ich dies stark angezweifelt, da der Hase mit seiner schmächtigen Figur und seinen nicht sehr geschickten Pfoten kaum in der Lage ist, die Hühnerprodukte zu bemalen, zu transportieren und dann auch für Kinderaugen nahezu unsichtbar zu platzieren. Dieser Sache gehen wir später nach. Zunächst ein kleiner Exkurs:

Die wirkliche Herkunft des Osterfestes ist ziemlich unklar. Heutzutage wird in hiesigen Gefilden das Osterfest als Auferstehung Jesu Christi begangen. Rot bemalte Eier sollen zum Beispiel das Blut von Jesus symbolisieren. Die etymologische Wiege des Begriffs „Ostern“ ist jedoch viel älter und heidnische, keltische, nordische und germanische Ursprünge deuten letztendlich auf ein Fest des Frühlings, des Erblühens der Natur hin. Als geburtenfreudiger Vertreter der Tierwelt demonstriert der Hase Fruchtbarkeit und das beginnende Leben im Jahreszyklus. Zudem lässt der mittelhochdeutschen Name für den Monat April „ôstarmânôt“ erahnen, warum Ostern eben Ostern heißt.

Bereits vor tausenden Jahren begingen die Menschen die jährliche Veränderung in der Natur mit ein Fest und dankten und verehrten dabei eine Gottheit. Die Existenz der Göttin Ostara als Personifizierung des Frühlings, Namensgeberin des Osterfestes und sinnbildlich stehend für das erwachende Leben ist schon seit Jahrhunderten stark umstritten. Eine Vielzahl wissenschaftlicher, pseudowissenschaftlicher und gar propagandistischer Abhandlungen lässt Raum für vielerlei Spekulationen. Sogar den Namen Jacob Grimm findet man bei der Recherche. Zuletzt zeigte die amerikanische Fernsehserie „American Gods“ die Göttin Ostara als farbenfroh gekleidete Schönheit, die sehr verzweifelt darüber ist, dass die Menschen in der Gegenwart das Osterfest zwar feiern, aber niemand sie als Göttin verehrt.

Aber zurück zum Osterhasen und den bunten Eiern. Als Erstes stellt sich die Frage, woher bezieht Meister Lampe die Eier? In Zeiten der Marktwirtschaft und als umweltbewusster Hase hat er mit den Landwirten der Region Verträge über die Abnahme von Bio-Eiern verhandelt. Doch nicht nur das. Es gibt Vertragsklauseln, welche die Landwirte verpflichten, die Eier frisch und hart gekocht bereit zu stellen, da die Brandschutzordnung auch dem Osterhasen offenes Feuer in Wald und Flur verbietet.

Natürlich muss auch der Osterhase die Eier bezahlen, schließlich wohnt er nicht im Märchenland. Dies stellt für ihn keine Problem dar, denn als Werbeikone der Süßwarenindustrie stellt er seit Jahrzehnten sein Konterfei zur Verfügung und erhält dafür lukrative Zuwendungen aus Werbeverträgen. Ein cleverer Bursche, dieses Langohr!

Mit seinem zum Eiertransporter umgerüsteten Motorroller in seinem Karottenhaus angekommen, warten bereits etliche Eichhörnchen auf Meister Lampe, um mit ihren kleinen geschickten Pfötchen das Färben und Bemalen der Eier mit emsiger Eifrigkeit zu übernehmen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Eichhörnchen nach dem Osterfest nebenberuflich die Herstellung der allseits beliebten Marzipankartoffeln übernehmen.

Für das Verteilen der fertig bemalten Eier am Ostersonntag helfen dem Mümmelmann wieder die possierlichen Nager mit den buschigen Schwänzen, welche flink die bunten Gaben im Garten der Menschenkinder verstecken. Und seien wir ehrlich, das Eichhorn ist der weitaus bessere Kletterer und Verstecker als der Hase. Dann endlich können die Kinder mit kleinen geflochtenen Körbchen durch den Garten sausen und jeden Eierfund lautstark juchzend kundtun.

All dies habe ich den den letzten Jahren durch langwierige Recherchen sowie anonyme Tipps erfahren. Damit hat mich mein Gefühl als Kind doch nicht getäuscht: Der Hase bewältigt die Sache mit den Ostereiern also doch nicht allein. Aber welche Rolle das Osterküken und das Osterlamm an diesem Fest spielen, ist mir weiterhin unklar. Aber auch das werde ich noch herausfinden. Fröhliche Ostern!

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