Der Adventskalender
Heute ist es endlich soweit: Ich kann das erste Türchen des Adventskalenders öffnen. Aufgrund ernährungstechnischer Erziehungsmaßnahmen beinhaltet er keine Süßigkeiten, sondern er ist ein richtig altmodischer Kalender aus Karton mit einem gezeichneten nostalgischen Weihnachtsmarkt als Motiv. Das sind die, bei denen der Schnee auf den Dächern der Buden leicht glitzert.
Fasziniert schaue ich auf das bunte Treiben und plötzlich höre ich leise die simple Melodie des Kinderkarussells, die sich mit den freudigen Rufen der kleinen Menschenkinder mischt, die in Feuerwehrautos oder auf Schwänen sitzen. Ich lächle.
Der unwiderstehliche Duft gebrannter Mandeln umschmeichelt meine Nase. Er stammt von dem Stand auf der linken Seite des Marktes, dort, wo auch die große Zuckerwattemaschine steht. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Gleich daneben werden süßlich riechende Bratäpfel feilgeboten. Von der Bude gegenüber vernehme ich holzkohlegebratenen Fleischduft. Mein olfaktorisches Zentrum schlägt Purzelbäume.
Mein Blick schweift weiter über den Markt. All die Pflaumentoffelverkäufer und Kerzenhändler interessieren mich nicht. Viel lieber lasse ich mich von dem gar lieblichen Duft frischer Pfefferkuchen umsäuseln. Am liebsten habe ich die mit Kirschmarmelade gefüllten Spitzen.
„Der Naschschrank bleibt zu!“, vernehme ich eine strenge Stimme direkt hinter mir. Ich schrecke auf. Die Frau reicht mir wortlos meine Frühstücksdose, welche mit zwei, dünn mit Butter bestrichenen Scheiben Vollkornbrot, Möhrenstiften und einem Chicorée gefüllt ist. „Hier ist noch ein Apfel für den Nachmittag“, sagt sie gönnerhaft und reicht mir das Kernobst.
Heute Abend werde ich sie wohl zu einem Glühwein auf den hiesigen Weihnachtsmarkt einladen. Dann kaufe ich uns noch eine Tüte warme gebrannte Mandeln, das kann sie mir dann sicher nicht abschlagen.