Souvenir – Ein Abend mit Orchestral Manoeuvres in the Dark.
Die Konzertkarte hatte ich mir schon im Frühjahr gesichert, Orchestral Manoeuvres in the Dark, kurz OMD, kommen nach Dresden und zelebrieren im Kulturpalast ihr 40jähriges Jubiläum. Ein kleiner Traum wird wahr. Ein wenig skeptisch war ich jedoch, da ich Popkonzerte bisher nur in Stehplatzlokalitäten erlebt habe, aber als ich sah, welches Publikum an den Garderoben ihre Jacken und Mäntel abgab, wurde mir klar, warum das Konzert im Sitzen stattfindet. So dachte ich zumindest.
Mit Rücksicht auf das Besucherklientel beginnt die Vorband auch schon 5 Minuten vor der angegebenen Zeit zu spielen. Die Dubliner Band Tiny Magnet Pets mit ihrer engelsstimmigen Frontfrau erwärmt das Publikum mit gechilltem Electropop und lässt die Vorfreude auf den Hauptact noch steigen. Nach 35 Minuten irischen Synthiepop wird eine halbe Stunde umgebaut bis Punkt 21 Uhr der gesamte Saal im Dunkel verschwindet.
Plötzlich ertönt das Tour Intro, die LED-Panels am hinteren Teil der Bühne zeigen in stakkatohafter Abfolge einige der markanten Artworks der Singlecover und die Vorfreude steigt ins Unermessliche, was denn noch kommen wird. Dann brandet Applaus auf, denn die Musiker betreten die Bühne, allen voran der charismatische Sänger Andy McCluskey und sein Bandkumpel Paul Humphreys, gefolgt von den beiden Musikern Martin Cooper und Stuart Kershaw, welche auch bei den Plattenproduktionen im Studio mitgewirkt hatten.
Es geht auch gleich los mit Stanlow, einem Song vom ersten Album Organisation aus dem Jahr 1980. Es folgen viele Single Hits querbeet aus 40 Jahren Bandgeschichte wie Tesla Girls, Enola Gay, Joan of Arc, Maid of Orleans, Sailing on the Seven Seas und die neue Single Don’t go. Mr. McCluskey wirbelt, trotz seiner 60 Lenze, wie ein junger Derwisch über die Bühne. Er animiert die Zuschauer zum Tanzen und Klatschen, was gut funktioniert, obwohl wir uns in einem Saal befinden, der primär für klassische Konzerte ausgelegt ist und der Platz zum Bewegen nicht gerade üppig ist. Die Emotionen im Saal sind spürbar, der Funke zwischen Musikern und Publikum ist über gesprungen. Das passt perfekt zu elektronischer Musik. Martin Cooper greift auch ab und an zum Saxophon, weil bei den Songs aus 1984 und 1985 ein Saxophonsolo einfach dazugehört (If you Leave und Locomotion). Die Hits Souvenir und (Forever) Live and Die intoniert Paul Humphreys am Mikro und es klingt wie man es vom Tonträger kennt. Wahnsinn.
Nach dem Hauptteil folgen drei Zugaben, der allerletzte Song ist Electricity, welcher auch die allererste Singleauskopplung im Jahr 1979 war. 21 Songs werden dem Zuschauer zu Gehör gebracht, was nur einen Bruchteil der Hits ausmacht. So hätte ich gern noch Talking Loud and Clear, Secret oder We Love You gehört und natürlich die 2013er Single Dresden, wenn OMD schon mal in dieser Stadt zu Gast ist. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Das Konzert war dennoch phänomenal. Die Musiker hatten sichtlich Freude bei ihrer Arbeit und das Publikum war sehr euphorisch. Gegen 22.45 Uhr wurden wir in die Novembernacht entlassen, doch die Kälte spürte sicher niemand, denn alle hatten sich warm geklatscht und getanzt.