Schneemorgen.

In der Nacht hat es geschneit. Ganz still und leise legte sich eine weiße Decke über die Erde, ganz im Gegensatz zum um Aufmerksamkeit heischenden Herbstregen, der lautstark an die Fensterscheiben prasselt. Alles sieht wie gepudert aus: die Bäume, die Sträucher, der Fußweg, die Straßen. Die Autos haben einen dicken Schneedaunenponcho angelegt.

Es ist noch früh am Morgen, so dass noch nicht einmal der Hausmeister auf den Beinen ist, um den Gehsteig von der weißen Pracht zu befreien. Leise knirscht der Schnee unter meinen Schuhen. Es herrscht absolute Stille ringsumher. Der trübe Schein der Straßenlaternen lässt den Schnee wie Diamanten glitzern. ‚Jetzt könnte Weihnachten sein.‘ denke ich so bei mir, aber das Fest liegt inzwischen schon etliche Wochen zurück.

Langsam kriecht mir die Kälte von der Nasenspitze ins Gesicht und zwickt mich mittelschwer in die Wangen. Aber als Mann lasse ich mir das nicht anmerken. Es ist sowieso niemand da, den ich volljammern könnte.

Als ich durch den Park laufe, ist es mit der Ruhe vorbei. Ein Heer Spatzen sitzt in der Hecke und streitet sich lautstark um die letzten Beeren. Es ist schon unglaublich, welchen Lärm diese aufgeplusterten Piepmätze machen können. Von Ferne höre ich den großen Schneeschieber die Hauptstraße frei fräsen. Inzwischen habe ich mich an die Kälte gewöhnt und pfeife ein kleines Lied vor mich hin. Es klingt sicher leicht schräg, aber in meinem Kopf hört es sich perfekt an.

Derweil bin ich an meiner Arbeitsstätte angekommen. Ich stampfe den Schnee von den Schuhen und betrete das Foyer. Die Dame am Empfang begrüßt mich mit einem schwungvollen „Guten Morgen!“ und quittiert meine von der Kälte erröteten Wangen mit einem Lächeln. Nicht ganz so schwungvoll, aber ebenso lächelnd, erwidere ich die Begrüßung. Es scheint ein guter Tag zu werden.

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