Hühnergötter und das Glück.

Wir Menschen suchen das Glück. Meist jagen wir ihm ein Leben lang hinterher und manchmal finden wir es auch für eine kurze oder eine längere Zeit. Dabei wissen wir oftmals nicht, was Glück überhaupt ist. Jeder definiert es anders: Für die einen sind es die Kinder, die Familie, für den anderen die Gesundheit, für den anderen sind es die Haustiere, eine schöne Wohnung, der gutbezahlte Job. Diese Aufzählung ließe sich noch endlos fortführen, ist das Glück doch so vielfältig, wie wir Menschen zahlreich sind.

Doch in einem sind wir Menschen uns relativ einig: Um das Glück zu finden, braucht man einen Glücksbringer. Und was ist da einfacher, als an die Ostsee zu fahren und dort am Strand die Feuersteinknollen mit herausgewitterten Kreideeinlagerungen zu suchen, die wir umgangssprachlich „Hühnergötter“ nennen.

Exkurs: Hühnergötter entstammen ursprünglich der Vorstellung eines alten slawischen Volksglaubens, den Stein mit Loch als Amulett zu tragen oder an den Stalleingang zu hängen, um das Hausgeflügel gegen böse Geister zu schützen. Dadurch soll es dem Poltergeist unmöglich sein, das Federvieh zu stehlen oder es am Eierlegen zu hindern.

An den steinigen Abschnitten der Ostseestrände kann man mitunter ganze Heerscharen von Menschen beobachten, die, mit dem Kopf nach unten gewandt, die Küstenlinie nach den Lochsteinen absuchen. Hin und wieder wird sich gebückt und ein Stein aufgehoben, hinein gepustet und gegen das Licht gehalten. Meistens wird das Gestein wieder auf die Erde fallen gelassen, aber so mancher Glücksbringer wandert in die Jackentasche.

Natürlich habe auch ich letztens wieder nach Hühnergöttern gesucht und ich habe sogar welche gefunden. Ganze sechs Stück waren es. Wenn ich nun ganz fest daran glaube, bekomme ich das Glück in sechsfacher Ausfertigung. Wenn ich aber in Gedanken alles durchzähle, habe ich schon mehr als sechsfaches Glück.

Aber so ein Stein mit Loch ist trotzdem schön anzusehen und vielleicht lege ich mir später noch einen Stall mit Hühnern zu. Da brauche ich meine Hühnergötter dann doch noch.

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