Orkantief.
Als ich aus der Haustür trete, reißt mir der Sturm diese fast aus der Hand. Ich habe Mühe, die Tür zu schließen. Der Wind stiebt mir eine Brise Schneestaub ins Gesicht. Gleichzeitig fetzt er mir den Atem von den Lippen. Aber ich muss in den Supermarkt, Brot und Butter sind alle. Auch muss ich zwei Weihnachtspakete zur Post bringen. Ich stemme mich gegen den Sturm. Er versucht mich umzupusten, doch ich ziehe meinen Kopf tiefer in die Jacke hinein, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. Nur langsam komme ich im teilweise kniehohen Schnee vorwärts.
Gestern Nacht ist ein Orkan über das Land hergefallen. Er peitschte um das Haus herum und schüttelte die allerletzten Blätter von den Bäumen. Sogar die Mülltonne hat er umgeworfen. Seit Stunden fallen pausenlos Millionen von Schneeflocken auf die Erde. Ich drehe mich um. Das Haus versinkt hinter mir als grauer Klotz, umkreist von wild tanzenden Schneeflocken. Der Sturm hat die Dorfstraße glatt geschliffen, so reicht mir der Schnee nur bis zum Knöchel. Nun komme ich besser vorwärts. An der Straßenecke pickt mir der Wind mit spitzen Eisschnäbeln ins Gesicht. Die Augen fangen trotz Brille an zu schmerzen. Dann sehe ich auch schon das Licht hinter den Fensterscheiben des Supermarktes.
Kurz darauf betrete ich die Einkaufsstätte und bin sehr dankbar, dass es eine kleine Poststelle im Supermarkt gibt, in der ich die Pakete abgeben kann. Nachdem ich meine Besorgungen getätigt habe, mache ich mich wieder auf den Heimweg. Der Sturm hat eine kleine Atempause eingelegt. So eile ich schnellen Fußes in Richtung Zuhause. Der Schnee knurbelt und knurtscht unter den Stiefeln. Meine schwarze Mütze hat eine weiße Schneekrone bekommen. Wahrscheinlich soll ich heute der Schneekönig sein.
Kurz bevor ich in Blicknähe meines Hauses bin, ist der Sturm wieder erwacht und pustet mir mit ganzer Kraft entgegen, als wollte er mich nicht weiter gehen lassen. Er weiß wahrscheinlich nicht, dass ich einen Rucksack voll gefüllt mit Lebensmitteln auf meinem Rücken trage und ich nicht so schnell verhungern würde. Aber dann lässt er mich doch weiter laufen und ich erreiche mein Heim, klopfe mir den Schnee vom Mantel und passe diesmal noch besser auf, dass mir der Wind nicht die Haustür aus der Hand reißt. Jetzt habe ich mir einen heißen Tee verdient. Eigentlich wollte ich einen Grog trinken, aber ich habe vergessen, Rum im Supermarkt zu kaufen.