Kartoffelsalat und Heiligabend – Krieg und Frieden.

Nun sind es noch vier Tage bis Heiligabend. Langsam macht sich im Land Unruhe breit, die ganzen Zutaten für die Weihnachtsfressorgien müssen besorgt werden. Zuerst kommt dabei der seit Generationen traditionelle Kartoffelsalat am Heiligabend an die Reihe. Diejenigen, die ihn lieben, wollen immer nur Omas Kartoffelsalat futtern. Diejenigen die ihn hassen, boykottieren diesen Brauch.

Doch der Großteil der deutschen Bevölkerung pflegt dieses Brauchtum. Jedoch birgt dieser eigentlich schnöde Kartoffelsalat jede Menge Zündstoff. Neben regionalen Unterschieden hinsichtlich der Zutatenliste gibt es natürlich die bestgehütetsten Familienrezeptgeheimnisse. Aber in einem sind sich wenigstens alle einig: Hauptbestandteil sind Kartoffeln, festkochend. Vorrangig Pellkartoffeln wegen der appetitlichen gelben Farbe.

Sind die geschälten, noch warmen, Kartoffeln in dünne Scheiben geschnitten, stellt sich die erste Glaubensfrage: Kommt Wurst in den Salat oder nicht und wenn ja, welche? Sollte es gewürfelte harte Wurst, Fleischwurst (Geflügel? Schwein?), Jagdwurst, Kochschinken, Speck sein? Oder Matjes oder gar grüne Heringe? Manchmal ist der Familienfriede schon an dieser Stelle dahin.

Dann kommen die sauren Gurken dran, fein in Würfel geschnitten. Aber natürlich nur eigene Ernte oder die Echten Spreewälder. Man will ja nur das Beste. Weiter geht es mit den Zwiebeln (Rote oder Weiße?) Oder dann doch Schalotten? Auf jeden Fall schön kleingehackt sollen sie den Kartoffelsalat geschmacklich verfeinern. Fein zerkleinerter Knoblauch könnte auch den Weg in die Schüssel finden. Ein geschälter und kleingewürfelter Apfel bringt Frische und Vitamine in den Salat. Gekochte und zerschnittene Eierwürfel sind auch gern gesehene Gäste im Kartoffelsalat. Aber auch hier herrscht enormes Streitpotenzial. Manche Küche musste dahingehend sicher schon viel aushalten.

Der größte Knackpunkt, der sicher auch schon ganze Familienweihnachtsabende verdorben hat, ist das Dressing. Nimmt man nun Mayonnaise, Joghurtsauce, Naturjoghurt, saure Sahne, Crème fraîche, Schlagsahne oder eine Vinaigrette aus Öl, Essig und Gurkenwasser? Oder von jedem ein bisschen? Oder greift man profan zum Fleischsalat, denn da ist die Wurst ja schon drin?

Um einem Gewürzdilemma aus dem Weg zu gehen, sollte der Einsatz von Salz, Pfeffer, Senf, Zucker, Kümmel oder Balsamico im Groben abgesprochen werden. Es gibt da auch Befindlichkeiten, auch als Allergien bekannt. Dekorative Vitamine wie Schnittlauch oder Petersilie runden den Salat am Tag des Servierens ab. Aber da sind der Fantasie der/des Salatkreativen keine Grenzen gesetzt.

Dann sollte man alles schön umrühren und einen Tag stehen lassen. Gut, ein wenig kosten sei erlaubt. Wenn es schmeckt, kann das Kriegsbeil auch wieder unter dem Küchenschrank vergraben werden, wenn es denn überhaupt hervorgeholt wurde.

Bevor der Weihnachtsabend anbricht, sollte zudem die Frage geklärt werden, was zum Kartoffelsalat gereicht wird: Bockwust? Wiener Würstchen (Eigendarm? Schäldarm?)? Chilliwiener? Käseknacker? Pferdewürste? …

Übrigens, genau eine Woche nach Heiligabend ist Silvester. Auch da gibt es vielerorts die Tradition, Kartoffelsalat zum Abendbrot zu kredenzen. Aber vielleicht kann man da einen Nudelsalat machen. Wobei, da stellt sich auch die Frage, Welche Teigwaren nehme ich? Hartweizengriesnudeln? Bionudeln? Eierteigwaren? Spinatnudeln? …

Egal, was letztendlich auf dem Tisch steht: Ich wünsche allen einen Guten Appetit und vor allem ein friedliches und erholsames Weihnachtsfest!

1 Comments »

  1. Ralf´s Salat hat super lecker geschmeckt, auch mit Fleischsalat – Das ist eben männlicher Pragmatismus. Und Übrigens, es war sein erstes Mal… Viele liebe Grüße aus Radebeul

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