Tag 4: Die Krimmler Wasserfälle und ein Exkurs in die Schuhwelt.
Tag 4: Die Krimmler Wasserfälle und ein Exkurs in die Schuhwelt.
Der Tag der dritten Wanderung stand an. Diesmal hatte ich mir die größten Wasserfälle Europas und die fünfthöchsten weltweit ausgesucht. Der Anfahrtsweg war mit 15 km recht kurz. Dafür war der unbewachte Parkplatz mit 4 EURO Gebühren recht teuer, zumal der Eintritt zu den Wasserfällen nur 2 EURO kostete. Umgekehrt hätte ich es besser empfunden, da die Wanderwege zu den Wasserfällen auch gewartet werden müssen und der Parkplatz einfach nur da war. Wie ein Luchs wartete der Kioskbetreiber auf der anderen Straßenseite, bis ein neues Auto auf den Parkplatz fuhr, dann sprintete er über die Straße und baute sich vor der Fahrertür des Neuankömmlings auf und forderte Bargeld. Sei es drum, kurz vor halb zehn startete die Aktion Wasserfälle.
Als ich in Richtung Eingang (1.070m) schritt, wurde mir klar, dass es heute nichts mit Ruhe genießen wird. Ein fast ohrenbetäubender Lärm von den herabstürzenden Wassermassen drang an meine Hörorgane. Es waren zum Glück noch nicht viele Menschen unterwegs, so dass ich die Serpentinen, welche dem Wasserlauf hinauf folgten, unbehelligt hinaufsteigen konnte. Es gab in verschiedenen Abständen sogenannte Kanzeln, auf die man treten konnte, um den Wasserfall, die Gischt oder den feinen Sprühnebel aus den unterschiedlichsten Perspektiven noch näher zu bewundern.
Der Wasserfall hat insgesamt eine Fallhöhe von 380m, geteilt in drei Stufen, d. h. diese Höhenmeter musste ich schaffen, um an den Ausgangspunkt der Fälle zu gelangen. Das war doch recht anstrengend, ich fing sogar am Ende an, ein wenig zu transpirieren, obwohl keine Sonne schien. Doch hätte ich mir Frau Klara gern gewünscht, denn in der aufschäumenden Gischt hätte es prima Regenbögen gegeben. Aber es war auch so ein faszinierendes Naturschauspiel. Als ich nach etwa einer Stunde mit Schweiß bedeckter Stirn die oberste Stufe der Wasserfälle (1.460m) erreicht hatte, genoss ich erstmal den Ausblick in die Tiefe.
Doch damit nicht genug. Ich lief weiter, wollte einmal so ganz klischeehaft auf einer Alm ein zünftiges Mahl zu mir nehmen. So ging es noch ca. eine halbe Stunde weiter auf eine Alm mit spektakulären Blick auf die Berge ringsum. Auch diesmal blieben mir Kühe auf dem Weg nicht erspart, doch hatte ich ja Erfahrung gesammelt, wie man mit den doof dreinblickenden Rindviechern umgeht. Lächeln und weiter gehen. Funktionierte wieder ohne Probleme. Schließlich war ich an der Hölzlahneralm (1.580m) angekommen. Es gab Erbssuppe mit Wiener Würstchen. Klang gut, war es aber nicht. Es war einer der Suppen, von der mir meine Oma erzählt hat. Diese Art von Suppen gab es im bzw. nach dem Krieg, sie hatte zwar Farbe, war aber dünn wie Wasser, weil die Zutaten nicht in ausreichender Menge vorhanden waren. So war es auch hier, grünes Wasser mit Wurst. Vielleicht ist die Nachricht des Kriegsendes auch bis zum Jahr 2010 noch nicht bis auf die Alm vorgedrungen. Enttäuscht vom Essen trat ich den Rückmarsch an.
Von der Alm bis zum Beginn der Wasserfälle kamen mir schon sehr viele Leute entgegen. Es wurden noch viel mehr Menschenmassen, als ich die Serpentinen hinabschritt. Ich blickte in die meist hochroten Gesichter der aufsteigenden Leute und dachte mir, dass ich dies ja heute früh auch geschafft hatte. Die sollen mal nicht so keuchen und schnaufen.
Was ich beim Hinabschreiten an den schwitzenden Menschen sah, löste bei mir teils Erheiterung, teils Kopfschütteln aus. Es ist sehr faszinierend, welches Schuhwerk Menschen beim Wandern anziehen. Sicher hatten die meisten Wanderschuhe oder geeignete Sportschuhe an den Füßen, jedoch gab es einige Kuriositäten: Über die kurzhosigen, bekniestrumpften Männer in Sandalen sah ich stirnrunzelnd hinweg. Ein Mann aus einem anderen Kulturkreis trug Espandrilles, diese Schuhe mit Hanfsohle waren sicher oben auf dem Berg aufgeweicht, das war aber nicht mein Problem. Seine Frau trug Ballerinas aus Satin oder Ähnlichem. Zwei blutjunge Mädchen gingen in kürzesten Miniröcken und trugen an den Füßen Flip Flops. War sehr nett anzusehen, aber total unpraktisch. Dann gab es noch Leute, die trugen Crogs, hochhackige Pumps oder Gummistiefel. Barfuß war keiner unterwegs. Das vermisste ich noch in meiner Sammlung.
Mein Auto stand, trotz des unbewachten Parkplatzes, noch immer da. Für vier EURO konnte man das auch erwarten. Glücklich, aber geschafft fuhr ich zurück zum Bauernhof, mit meinen Erlebnissen im Kopf und einem monotonen Rauschen des Wasserfalls im Ohr.
Die Bilder zum Tag: http://bit.ly/alpentag3